Kaffeesticks von Jacobs: Das ist die Krönung!
Aktuell sorgen zahlreiche Produkte von Jacobs für Ärger. Fast jede zweite Beschwerde, die uns letzte Woche zu Mogelpackungen erreicht hat, betraf Kaffeeerzeugnisse dieser Marke. Wir zeigen, was unsere Mogelpackung des Monats ist – und wie subtil der Hersteller vorgeht.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Jacobs 3in1 Classic Kaffeesticks sind die Mogelpackung des Monats.
- Das Produkt enthält nur noch 120 statt 180 Gramm löslichen Kaffee pro Packung – bei gleichbleibender Anzahl von 10 Sticks. Gleichzeitig ist der Preis leicht von 2,69 auf 2,79 Euro gestiegen. Das entspricht – bezogen auf das Gewicht – einer versteckten Preiserhöhung von 56 Prozent.
- In den einzelnen Sticks stecken weniger Kaffee und Zucker – dafür aber Aromen.
- Auch weitere Produkte 3in1 von Jacobs wie Caramel bzw. Milka sowie Getränkepulver vom Typ Cappuccino sind betroffen.
- Der Hersteller Jacobs Douwe Egberts (JDE) spricht in seinen Stellungnahmen von „Produktoptimierung” und verweist auf geringere Zucker- und Kaloriengehalte. Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht in dem Vorgehen vor allem eine Mogelpackung zur Gewinnoptimierung.
Bei den Meldungen zur Mogelpackungsliste dominiert zurzeit eine Marke: Jacobs. Neben Instantpulvern für Cappuccino sind vor allem Kaffeesticks in verschiedenen Varianten von versteckten Preiserhöhungen betroffen.
Preiserhöhung durch die Hintertür
Auf den ersten Blick sieht bei den Jacobs 3in1-Sticks alles wie immer aus: Gleiche Anzahl, ein etwas moderneres Design. Doch wer genauer hinsieht – und auf der Rückseite der Verpackung im Kleingedruckten die Inhaltsmenge kontrolliert – entdeckt die Trickserei. Die Füllmenge pro Stick wurde von 18 auf 12 Gramm reduziert. Gleichzeitig stieg der Preis bei vielen Händlern von 2,69 auf 2,79 Euro, sodass die Jacobs 3in1 Classic Sticks unterm Strich 56 Prozent teurer sind – bezogen auf das Gewicht der Packung. Auch bei weiteren Sorten der Kaffeesticks von Jacobs ist diese Masche zu beobachten.
Sorte | Altes Produkt | Neues Produkt | Preisanstieg |
Jacobs 3in1 Classic | 180 g für 2,69 Euro | 120 g für 2,79 Euro | + 56 % |
Jacobs 3in1 Caramel | 169 g für 2,69 Euro | 112 g für 2,79 Euro | + 57 % |
Jacobs 3in1 Milka | 180 g für 2,69 Euro | 124 g für 2,79 Euro | + 51 % |
Jacobs 2in1 | 140 g für 2,69 Euro | 124 g für 2,79 Euro | + 17 % |
Ob diese Liste vollständig ist, ist unklar. Jacobs gibt uns dazu keine detaillierte Auskunft und schreibt lediglich: „Wir haben die Rezeptur für alle unsere 3in1- und 2in1-Produkte optimiert.“
Weniger Kaffee, mehr Aromen
Jacobs Douwe Egberts (JDE) erklärt, dass die angepassten Produkte Teil des „Health & Indulgence Programms“ seien. Man habe den Zucker- und Kaloriengehalt reduziert und gleichzeitig für gleichbleibenden Geschmack gesorgt.
Tatsächlich hat der Konzern nicht nur die Füllmenge der Jacobs 3in1 Classic Sticks angepasst, sondern auch deren Zusammensetzung. Dabei wurde zwar der prozentuale Anteil an löslichem Bohnenkaffee im Pulver leicht erhöht, doch durch die deutlich geringere Füllmenge enthält ein Stick jetzt weniger Kaffee: Statt 1,44 Gramm sind es nur noch 1,2 Gramm pro Getränk mit 180 Millilitern – das sind immerhin 17 Prozent weniger. Durch diesen Trick spart der Konzern viele Tonnen an teurem Kaffee pro Jahr. Hier trifft Shrinkflation auf Skimpflation.
Durch den niedrigeren Kaffeegehalt leidet offenbar das Aroma des fertigen Getränks. JDE setzt daher nun verstärkt Aromen ein. Das kommt bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht gut an. Einen deutlichen Hinweis auf diese gravierende Änderung sucht man vergebens. Aus unserer Sicht müsste das Produkt eindeutig als „aromatisiertes Getränkepulver“ gekennzeichnet werden.
Der Zuckergehalt des Instantpulvers steigt laut Nährwerttabelle sogar von 54 auf stolze 56 Prozent pro 100 Gramm. Nur durch die drastisch verringerte Portionsmenge pro Stick kommt es zu der von JDE versprochenen Zuckerreduzierung – ein klassischer Taschenspielertrick. Das Gleiche gilt für den Kaloriengehalt, der durch den gestiegenen Anteil an gehärtetem Kokosfett pro 100 Gramm Pulver höher ausfällt.
Hersteller spricht von „Produktoptimierung“
Jacobs Douwe Egberts begründet die Änderungen mit einer „Produktoptimierung“. Man habe den „(…) Zuckergehalt pro Tasse um 30 % sowie die Kalorien senken können – ohne Kompromisse beim Geschmack. Dank unseres neuen Milch-Creamer ist das Pulver ergiebiger und sorgt für das gleiche Geschmackserlebnis. Daraus ergibt sich eine neue Füllmenge. (…)
Die Optimierung ist Teil unseres „Health & Indulgence Programme“ (HIP), das in unsere umfassende Nachhaltigkeitsstrategie eingebettet ist. Ziel ist es, Produkte mit besserem Nährwertprofil und geringerer Umweltbelastung anzubieten. Damit folgen wir öffentlichen Ernährungsleitlinien wie u.a. der Ernährungsstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). (...)“
Aus unserer Sicht betreibt Jacobs Douwe Egberts hier Schönfärberei. Das Produkt ist nicht weniger süß – das zeigen Nährwerttabelle und Zutatenliste eindeutig. Nur durch die verringerte Füllmenge pro Stick sinkt der Zuckergehalt. Für das angeblich gleichbleibende Geschmackserlebnis muss JDE mit zusätzlichen Aromen nachhelfen, besonders weil weniger Kaffeepulver im Stick steckt.
Zudem in der Stellungnahme von einer geringeren Umweltbelastung zu sprechen, ist dreist. Die Umverpackung ist quasi gleich groß, die einzelnen Plastik-Sticks sind auch nur wenige Millimeter kürzer, obwohl der Inhalt um ein Drittel gesunken ist. Das ist eindeutig ein Fall von Greenwashing – bei einem Produkt, das per se viel Verpackungsmüll produziert.
Trickserei auch beim Cappuccino-Pulver
JDE schrumpft nicht nur die Kaffeesticks – auch bei Cappuccino-Produkten (löslicher Bohnenkaffee mit Kaffeeweißer und ggf. Schokoladenpulver) hat der Konzern die Füllmengen reduziert und zugleich die Dosierung angepasst.
Sorte | Altes Produkt | Neues Produkt | Preisanstieg |
Jacobs Typ Cappuccino Choco Milka | 500 g für 4,49 Euro | 400 g für 4,49 Euro | + 25 % |
Jacobs Typ Cappuccino | 400 g für 4,49 Euro | 290 g für 4,49 Euro | + 38 % |
Jacobs Typ Cappuccino Choco Milka
Die Packungsgröße schrumpfte von 500 auf 400 Gramm – bei unverändertem Preis entspricht das einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent. Zusätzlich änderte Jacobs die Dosierempfehlung in der Nährwerttabelle: Statt 12,5 Gramm pro Portion (40 Portionen pro Packung) sollen nun 16 Gramm verwendet werden, was nur noch 25 Portionen ergibt. Beide Angaben entsprechen laut Hersteller 3 bis 4 leicht gehäuften Kaffeelöffeln. Wer sich daran hält, zahlt im Endeffekt sogar rund 60 Prozent mehr für die gleiche Anzahl an Getränken.
Doch damit nicht genug: Die empfohlene Pulvermenge reicht jetzt für 150 bis 180 Milliliter (Becher) Getränk, während sie früher nur für 110 Milliliter (Tasse) gedacht war. Das Ergebnis ist ein „dünneres“ Getränk – eine Veränderung, die auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher kritisieren. Eine qualitative Verbesserung der Rezeptur ist aus unserer Sicht nicht erkennbar.
Jacobs Typ Cappuccino
Auch bei diesem Produkte wurde die Füllmenge reduziert – von 400 auf 290 Gramm. Zum gleichen Preis bedeutet das eine versteckte Preiserhöhung von 38 Prozent. Der Hersteller stellt ebenfalls die Dosierempfehlung auf eine größere Trinkmenge pro Portion um (von Tasse auf Becher) – wie bei Cappuccino Choco Milka. Da die Kaffeemenge pro Portion tatsächlich gestiegen ist, halten wir diese Anpassung zumindest teilweise für nachvollziehbar.
Jacobs verweist auf Reduzierung des Zucker- und Kaloriengehalts
Auch bei diesen Produkten verweist JDE auf eine Rezepturverbesserung und auf sein „Health & Indulgence Programme“ (HIP): „(...) Im Zuge einer Produktoptimierung haben wir die Rezeptur des Produkts angepasst. Dadurch haben wir den Zuckergehalt pro Becher um circa 25 % senken und auch die Kalorien reduzieren können. Dank unseres neuen Milch-Creamer ist das Pulver ergiebiger geworden und der zusätzliche Schaum Booster sorgt für eine intensive Schaumbildung (...)“
Warum wirbt Jacobs auf der neuen Packung mit „25 ☕ weiterhin“?
Weil Jacobs die Definition einer Portion und die dazugehörige Dosierempfehlung geschickt verändert hat: Früher waren 5 bis 6 Löffel Cappuccino-Pulver für einen Becher mit 180 Millilitern Getränk notwendig. Heute sollen 3 bis 4 Kaffeelöffel für einen Becher mit 150 bis 180 Millilitern genügen. So bleibt nach der Logik von Jacobs die Zahl der ausgelobten Portionen mit 25 auf der Packung gleich, obwohl die Menge des eingesetzten Pulver deutlich reduziert ist.
Unser Fazit
JDE trickst auf vielen Ebenen, die aus unserer Sicht vor allem das Ziel haben, Verbraucherinnen und Verbrauchern versteckte Preiserhöhungen unterzujubeln bzw. die Kosten zu senken, die teilweise zu Qualitätseinbußen bei den fertigen Getränken führen können. Der verringerte Zucker- und Kaloriengehalt resultiert vor allem durch die Füllmengenreduzierung. Wenn Sie Geld sparen und bewusster Kaffee konsumieren möchten, beachten Sie folgende Tipps:
- Auf Fairness achten: Nachhaltig zertifizierter Kaffee (z. B. mit → Fairtrade-Siegel) unterstützt Produzenten und sorgt für mehr Transparenz.
- Inhaltsstoffe checken: Achten Sie auf die Zutatenliste – insbesondere bei „aromatisierten“ Produkten.
- Preise vergleichen: Die Preisunterschiede bei Instantkaffee sind erheblich – ein Blick auf den Grundpreis lohnt sich.